In 100 Kursen wurden bereits rund 750 Nutzer*innen qualifiziert – die verbliebenen Bürgerfunker*innen haben ihre „Führerscheine“ gemacht.

Zwischen einem Drittel und der Hälfte der ursprünglichen Gruppen haben nach einer – nicht repräsentativen – Umfrage unter Radiowerkstätten ihre Arbeit eingestellt. Gründe sind vor allem die hörerschwache Sendezeit, aber auch die neuen Anforderungen, die viele als Zumutung empfinden. Schließlich haben sich die meisten stets ehrenamtlich weiterqualifiziert oder mit eigenem Fahrtgeld Veranstaltungen besucht und jetzt, so die Kritik, werde plötzlich so getan, als hätten sie sich gar nicht engagiert und müssten dringend einen „Radioführerschein machen“. Anders sieht es bei Trägern aus, die immer schon als Hauptzielgruppe Kinder und Jugendliche angesprochen haben und nur wenige Sendungen als Output produziert haben. Hier verändert sich die Betreuungsarbeit kaum.

Nach Angaben der LfM wurden die meisten Nutzer im 1. Halbjahr 2008 zertifiziert. Ab  1.7. habe es tendenziell nicht mehr so viele Anträge dafür gegeben. Auch für die sogenannten „Schulungen“, wie z.B. „Interviewtraining“ oder „Moderation“ gingen wenige Anfragen ein. Die Bürgerfunker erklären dies mit den geringeren Sätzen für diese Art von Seminaren. Außerdem seien die aktiven Bürgerfunker schon durch die „Führerscheine“ sehr beansprucht gewesen – Sendungen produzieren die verbliebenen Aktiven ja schließlich auch noch. Gelang es noch ganz gut, ihnen die Z-Kurse als gute Möglichkeit der kostenlosen Weiterqualifizierung schmackhaft zu machen, fehlen nun Energie, Lust und Zeit, noch weitere Fortbildungen zu absolvieren. „Wir qualifizieren uns zu Tode“, sagt ein altgedienter Radiowerkstattleiter, „die Gruppen wollen aber eigentlich Radio machen.“

Zunächst konzeptlos

Nach den Erfahrungen der Bürgerfunker erwies sich die Antragsabwicklung gerade in der Anfangszeit als etwas holprig. Dass zum Beispiel nachträglich die Geburtsdaten aller qualifizierten Nutzer eingefordert wurden, machte einem Organisator bei mehr als 40 Teilnehmern nicht unerhebliche – und natürlich völlig überflüssige – Arbeit. Bei späteren Qualifizierungen war die Vorgabe dann bekannt. Viele, vor allem größere Radiowerkstätten, erdachten vereinfachte Formulare oder Rechenmodelle für ihre Anträge. Ein Austausch dieser Arbeitsergebnisse hat bisher nicht stattgefunden.

 Die Recherchen zum „Stand im Land“ beruhen auf Gesprächen mit Entscheidungsträgern, Organisatoren, Vertretern von Radiowerkstätten und Bürgerfunkern. Natürlich konnten nicht alle Akteure in NRW dazu befragt werden. Wer noch Anregungen und  Ergänzungen beisteuern möchte oder von anderen Erfahrungen berichten möchte, ist herzlich eingeladen, dies zu tun. Mail an: info@lbf-nrw.de, Betreff: „Stand im Land“.