Der Zugang von Bürgerinnen und Bürger zu Medien ist unerlässlich für unsere Demokratie. Je mehr Medien es gibt, je mehr Informationen über Medien vermittelt werden, desto wichtiger wird dieser Medienzugang. Nur wer Zugang zu den Medien hat, kann seine Meinung verbreiten und sich an öffentlichen Debatten beteiligen. Nur wer die Techniken der Gestaltung von Medien beherrscht, kann sich in angemessener Form der öffentlichen Meinungsbildung stellen.

Dabei bleibt es oft nicht beim Radiomachen allein. Wer mit anderen zusammen eine Sendung macht, ist auf Teamarbeit angewiesen. Wer eine Sendung produziert, bildet sich journalistisch und technisch weiter, recherchiert bei Zeitungen und im Internet. Wer einmal eine eigene Sendung gemacht hat, hört mit anderen Ohren Radio.

Die BürgerfunkproduzentInnen nutzen digitale Technik für Aufnahme, Schnitt und Gestaltung, kündigen ihre Produktionen häufig im Internet an, stellen Auszüge aus ihren Beiträgen ins Netz und erproben so neue Verbreitungswege.

Die Radiowerkstatten arbeiten dabei in lokalen Netzwerken. Sie kooperieren mit Schulen, Bildungsträgern und Vereinen. Sie erschließen ständig neue Zielgruppen für die Medienarbeit.

Daten und Fakten

Im Land NRW gibt es mehr als 150 aktive Radiowerkstätten in unterschiedlicher Trägerschaft. Zahlreiche Radiowerkstätten sind in freier Trägerschaft, andere werden von Volkshochschulen, Kommunen, Kirchen, von karitativen Verbänden, Gewerkschaften, Stadtsportbünden oder anderen gesellschaftlichen Gruppierungen getragen. Somit ist der Bürgerfunk lokal im sozialen, kulturellen, sportlichen und bildungspolitischen Umfeld fest verankert. Täglich beteiligen sich tausende von Bürgerinnen und Bürgern an ihrem lokalen Radiosender und produzieren in den unterschiedlichsten Gruppen und Werkstätten rund 50 Stunden selbst gestaltetes Programm. Seit 1990 wurden von den Produktionsgruppen der Radiowerkstätten mehr als 9 Mio. Sendeminuten über die Lokalradios ausgestrahlt. Das sind über 5.555 komplette Sendetage!

Bürgerfunk ist eine wichtige Form demokratischer Partizipationskultur

Gerade in Zeiten zunehmender Politikverdrossenheit ist der Zugang zu lokalen Medien eine unersetzliche Möglichkeit zur konkreten Teilhabe an der Gesellschaft. Mit den Radiowerkstätten hat die Medienlandschaft in NRW ein einzigartiges Modell vorzuzeigen, dass es nahezu jeder Bewohnerin und jedem Bewohner NRWs ermöglicht, sich in seiner unmittelbaren Nähe dieses Zugangs zu bedienen.

Bürgerfunk ist medienkompetent

Medienkompetenz wird voraussichtlich zur vierten Kulturtechnik in der modernen Gesellschaft werden! Neben Rechnen, Lesen und Schreiben stellt sie bereits jetzt eine Schlüsselqualifikation des Öffentlichen Lebens dar. Die Mitarbeiter und ehrenamtlichen Helfer in den Radiowerkstätten sind mit die ersten, die ihre Bedeutung verstanden haben und ihre Vermittlung gezielt und unmittelbar einsetzen. Sie sind damit Wegbereiter für die notwendige gesellschaftliche Diskussion um Vorzüge und Gefahren im Medienzeitalter.

Bürgerfunk hat einen Verbreitungsweg

Partizipation, Beteiligung an der öffentlichen Meinungsbildung braucht einen Verbreitungsweg, der eine relevante Anzahl von RezipientInnen erreicht. Bürgermedien ohne einen effizienten Verbreitungsweg sind partizipationsuntauglich. Eine Verbreitung über das Internet ist keine Alternative; zusätzlich ist sie eine sinnvolle Ergänzung.

Bürgerfunk ist multimedial

Die Arbeit in den Radiowerkstätten ist längst nicht mehr nur Hörfunkarbeit. Das Internet wird in Recherche, Produktion und der internen Kommunikation längst mit einbezogen. Digitalfotografie, Webseitengestaltung, Videoproduktion – die Gestaltungsmöglickeiten sowie das Know-How über Neue und Alte Medien wird ständig erweitert. Kooperationspartner sind dabei , wo möglich andere Bürgermedien wie den Offenen Kanälen oder Uni-Radios, oder Weiterbildungswerke, Jugendeinrichtungen, Senioreneinrichtungen und andere Träger mit ähnlicher Zielsetzung.

Bürgerfunk bietet einen einmaligen Freiraum

Ohne Formatzwänge oder einen Rundfunkrat im Nacken werden neue Formen erprobt. Experimente gemacht oder Medienkunstprojekte umgesetzt. Dabei erfüllt die Freiheit der Kunst durchaus keinen egozentrischen Selbstzweck. Die kritische Reflexion der Produzenten wird durch Airchecks, Teilnahme an Wettbewerben und gezielte Seminarangebote gestärkt.

Bürgerfunk schafft Gegenöffentlichkeit

Bürgerfunkbeiträge als integraler Bestandteil des lokalen Hörfunkprogramms sind geeignet – zu einschaltquotenrelevanten Sendezeiten – als Beteiligung an der öffentlichen Meinungsbildung. Inhalte, die in öffentlich-rechtlichen oder privaten Medien gar nicht oder nur sehr kurz verbreitet werden, finden einen Platz. Damit trägt der Bürgerfunk zur Medienvielfalt bei und verstärkt den oft nur noch rudimentär vorhandenen Lokaljournalismus.

Bürgerfunk bildet aus

Mehr als 300 Schülerinnen und Schüler absolvieren jedes Jahr ihr Praktikum in anerkannten Radiowerkstätten. Darüber hinaus finden zahlreiche Schulabgänger, StudentInnen und Berufsanfänger in den Radiowerkstätten eine ideale Umgebung für berufsqualifizierende Praktika. Alle am Bürgerfunk Beteiligte haben die Möglichkeit berufsorientierende Erfahrungen zu sammeln, sei es im Journalismus, oder in den Bereichen Technik, Medienpädagogik, Organisation und Management. Schliesslich werden gezielt Qualifizierungsseminare angeboten, die eine ständig wachsende Professionalität in der Sendequalität nach sich ziehen.

Bürgerfunk, das sind auch Arbeitsplätze

Bürgerfunk selbst ist grundsätzlich ehrenamtlich; über 50 Radiowerkstätten werden aber hauptberuflich geleitet. Zusätzlich gibt es ca. 800 Honorarkräfte in den Bereichen Fortbildung, Produktionsbegleitung, Gruppenbetreuung und Projektmanagement – landesweit sind das fast 900 Jobs im Bürgerfunk, hauptberuflich oder im Nebenjob.

Bürgerfunk bildet ein lokales Netzwerk

Die Radiowerkstätten sind ein wichtiger Faktor in der lokalen Community geworden. Sie beteiligen sich an Arbeitskreisen oder Planungsgruppen und nehmen nicht selten bei lokalen Veranstaltungen eine bedeutende Rolle ein. In den Verbreitungsgebieten beteiligen sich zahlreiche Gruppen direkt und indirekt am Bürgerfunk, die Radiowerkstatt selbst ist ein Ort der Kontaktaufnahme geworden. Dadurch entstehen ständig neue Kooperationen, die längst über reine Bürgerfunkproduktionen hinausgehen.

Bürgerfunk steigert seine Qualität stetig

Die Qualität der Bürgerfunkbeiträge wurde im Laufe der Jahre kontinuierlich verbessert. Dazu beigetragen hat die alltägliche Bildungsarbeit in den Radiowerkstätten ebenso wie die Projektförderung und die gut angenommenen Fortbildungsangebote der LfM. Sowohl Radiowerkstätten als auch ProduzentInnen sind an einem qualitativ hochwertigen Programm interessiert. Schließlich will jeder Bürgerfunkbeitrag bei den HörerInnen ankommen.

Bürgerfunk ist ein Modell der Zukunft

Die Kernkompetenzen der Hörfunkarbeit eignen sich optimal als Basis für multimediale Vernetzung. Recherche, Organisation, Konzeption und Produktion von Audiobeiträgen beinhalten die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten, die auch für die Vermittlung visueller Medienarbeit sowie für die Medienarbeit im Internet geeignet sind. Der Hörfunk selbst bleibt wahrscheinlich das am meisten geeignete Bürgermedium, weil er in allen Ebenen relativ leicht erlernbar ist und zu schnellen Erfolgserlebnissen führt.

Seine Stärken prädestinieren den Bürgerfunk als tragende Säule der Bürgermedienarbeit in NRW , diese gilt es auszubauen und zukunftsfähig weiterzuentwickeln!