In der IHK in Köln zeigte ein feierlicher Nachmittag, dass es zwar noch Bürgerfunk im Lokalfunk gibt, der ursprüngliche Partizipationsgedanke aber kaum noch eine Rolle spielt. Nur noch zwei von fünf Kategorien sind für Bürgerfunk außerhalb von Schulen reserviert.
Die Kategorien unterteilen sich in „Schulprojekte bis Klasse 4“, „Schulprojekte der Klassen 5 bis 10“, „Schulprojekte ab Klasse 10“, „lokale publizistische Ergänzung“ und „kreative radiophone Umsetzung“.
Eine hübsche Idee: Alle nominierten und eingeladenen Gruppen durften kurz auf die Bühne, mit Moderator Peter Haas sprechen und sich eine weihnachtliche Tüte mit Geschenken abholen. Sprecherzieherin Susanne Haeberlein las die Laudationes von einem optisch abgesetzen Rednerpult aus vor, inclusive Rotlicht. Trotzdem machte sich nach einer guten Stunde im jugendlichen Publikum eine merkliche Unruhe breit.
Guter Bürgerfunk braucht Kontinuität
Der Vorsitzende der Schulprojekte-Jury, Matthias Felling, betonte, dass Schulradio Zeit brauche. Viele der Sieger seien schon längere Zeit dabei. Erst nach einiger Übung entstünden Beiträge, die authentisch und nah dran seien, die so gutes Radio böten, das anderswo nicht zu finden sei – ein Hinweis darauf, dass auch Schulprojekte durchaus längere oder sogar institutionelle Förderung bräuchten.
Die Preise für den „regulären Bürgerfunk“ gingen gleich zweimal nach Münster: an die Volkshochschule sowie den freien Träger „medienforum münster“. Auch LoCom in Bonn – hervorgegangen aus einem der ältesten und aktivsten Radiovereine im Land, „Lora“, überzeugte qualitativ mit einem modernen Märchen zu „Chancen auf dem Arbeitsmarkt“. In diesen Kategorien gewann – zum Unverständnis vieler – auch nochmals an eine Schule, die Grundschule Heeperholz in Bielefeld. Gab es denn keine außerschulische Bürgerfunkgruppe mehr, die eine „lokale publizistische Ergänzung“ bot?
„Der Preis zeigt, dass wir als Radiowerkstatt trotz finanzieller Einschnitte Produktionsbedingungen gewährleisten konnten, die herausragende Programmleistungen möglich machen“, sagte Gabi Fortak, Geschäftsführerin des medienforum münster, in der Münsterschen Zeitung. Doch wie bei so vielen gelingt das auch in Münster nur mit radikalen Stellenstreichungen, Drittmittelaquise, weniger Programm und viel, viel Ehrenamt. Denn von der LfM gefördert werden ja nur noch kleine Honorar-Jobs ohne jegliche soziale Absicherung.
Wieder eine Gesetzesnovelle
Nach den umfangreichen Änderungen im Bürgerfunkbereich von 2007 will die schwarz-gelbe Landesregierung zum Jahresbeginn das Landesmediengesetz erneut ändern. Zum Beispiel sollen den Verlegern in der digitalen Zukunft andere Beteiligungsmöglichkeiten eingeräumt werden. Während die Grünen im Landtag die Verfassungsmäßigkeit des Entwurfes anzweifeln, zeigte sich der stellvertretende LfM-Direktor Jürgen Brautmeier vor allem darüber besorgt, dass der Gesetzgeber die Fördermöglichkeit von Schulprojekten auch auf Jugendarbeit ausweiten will. „Bei der Vielzahl von Anträgen mache ich mir Sorgen, dass das Geld nicht reicht.“, so Brautmeier bei der Preisverleihung. Wie wurden nur jemals mehrere Stunden Bürgerfunk täglich in 150 anerkannten Radiowerkstätten produziert? So gut wie sicher ist: Beim Bürgermedienpreis 2010 wird es wohl auch eine Kategorie „Jugendarbeit“ geben – der „klassische“ Bürgerfunk wird dann nur noch zwei von sechs Preisen gewinnen können.
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